Für ein paar Tage war ich wegen meiner Geschichten unterwegs und in einem Hotel einquartiert. Auf dem Rückweg wollte ich ein langes Wochenende bei meinen Freund verbringen und mich dann wieder mehr meinem Geschichten schreiben widmen. Aber meistens kommt es anders als gedacht. Seufz….
Da es entspannter ist, sich das Hotel direkt am Bahnhof mitten im Ort befindet, fußläufig zu meinem Arbeitstermin, nutzte ich die Chance und buchte eine Bahnreise, anstelle mit dem Auto zu fahren. Die Tage vergingen zügig, die Arbeit lief gut, besser als ich es erwartet hatte und beruhigt konnte das Wochenende kommen. In meiner Schusseligkeit unterlief mir der Fehler, dass ich die Reise von diesem romantischem Bahnhof aus, um satte 6 Stunden früher buchte, als ich es wollte bzw. gebraucht hätte. Irgendwann fiel mir das auch auf, aber zu spät zum Korrigieren und so schlimm war es auch wieder nicht, fand ich. Dann startete mein Wochenende eben etwas früher. Da mein Freund, zu dieser Zeit, eh arbeiten musste, würde ich mir für die paar Stunden schon die Zeit vertreiben. Mit einem entspanntem Besuch im Café oder Bistro und ein wenig rum stöbern in den Geschäften, war das bestimmt locker machbar, philosophierte ich so vor mich hin. Diese Nacht träumte ich besonders intensiv. Getragen auf den Schwingen meiner Phantasie flog ich pfeilschnell, schneller als ein jagender Falke, in liebevolle Arme die mich umfingen, Lippen, die mich zärtlich berührten, liebkosten, streichelnde Hände, suchende Finger die meine heißesten Stellen erkundeten, sorglos schwebte ich liebestoll vor freudiger Erwartung beinahe schwerelos in meiner Traumwelt und kopflos ergeben träumte ich vom langen geilen Sex-Wochenende mit meinem Freund. Noch gefangen in meinem Traum, der Hitze der geträumten Liebes-Nacht noch nachspürend, genoss ich die Dusche, das heiße Wasser umspülte meinen Körper, perlte an mir runter, erregte meine Lust erneut auf Küsse und mehr. Ergo ging es relaxt mit einem rundum zufrieden planschenden Tintenfischchen in meinem Gefühlspool und viel kribbeliger Vorfreude auf der Haut, in den Zug Richtung Wochenende. Die Fahrt verlief kurzweilig durch netten Smalltalk mit den anderen Fahrgästen. Wenn ich mag und es zulasse habe ich schnell Kontakt. Es war noch recht früh am Vormittag und so schloss ich meinen Koffer ins Schließfach im Bahnhof ein und beschloss erst mal geht es ins Café, was in der Nähe von Kaufhaus und Bahnhof lag. Das kleine Café war sehr romantisch nostalgisch gehalten, es duftete nach heißem frischem Kaffee, ich inhalierte den Duft förmlich. Wie eine Zeitreise wirkte es auf mich. Die Tische waren in kleinen Nischen angeordnet. Die Rückenlehnen der Sitzbänke so hoch gezogen dass man sitzend nicht darüber hinweg schauen konnte. Ich nahm Platz in einem der Séparées am Ende des Raumes. Der Latte Macchiato mit einem frischen Croissant tat gut, weckte den Entdecker in mir. Auf ins nächste Kaufhaus zum durchforsten der Accessoires und die Umgebung erkunden. Ich betrat das Kaufhaus und steuerte gleich die neueste Damenmode an. Etliche Blusen, Röcke und Hosenständer später war ich zur Anprobe in einer Kabine, plötzlich hellwach und kein bisschen mehr entspannt. Ich spitzte wie ein Luchs die Ohren, weil ich die Stimme meines Freundes und eine jung wirkende weibliche Stimme im vertrauten liebevollem Wortwechsel hörte. Mein Herz wummerte laut bis zur pulsierenden Halsschlagader, als ich aus der Kabine lugte, denn ich hätte mich ja täuschen können, was augenblicklich durch eine Windböe zerstört und vom Winde verweht wurde. Einen Wetterfrosch brauchte ich nicht zu fragen, um zu wissen, dass sich ein Unwetter zusammen braute, das wurde mir blitzartig klar und schlug mit Donnergrollen in meinem Bewusstsein ein. Wenn ein Gewitter aufzieht fliegen die Schwalben tief, so tief vertraut flogen auch die Kosenamen zwischen den Beiden hin und her. Wut und Enttäuschung reichten sich gerade die Hände. Wild aufgewühlt fuchtelte und drohte mein Tintenfischchen mit den Armen. Äußerlich war ich die Ruhe selbst, keiner könnte meinen negativen Gefühlscocktail erkennen, der, wie eine Herde Wildpferde, durch meine Adern donnernd galoppierte. Ich nutzte die erste sich ergebene Chance um aus der Kabine und aus dem Kaufhaus, von den beiden ungesehen, raus zukommen. Mein erster Impuls, weglaufen, gleich den nächsten Zug nehmen und ihn gar nicht wiedersehen. Was sollte ich auch sagen zu so viel, so viel, so….. Ja was eigentlich? Worüber war ich eigentlich wütend und enttäuscht, dass ich ad hoc eine dicke Krawatte, kurz vorm aufplatzen bekam? Explizit auf mich selbst, weil ich zu viel vertraut hatte. Über eine engere gemeinsame Zukunft haben wir kein Wort gesprochen. Ich habe auch nicht danach gefragt. Mir war immer ein gewisses Grad an Freiheit, Selbständigkeit und Freiraum wichtig. Trotzdem meldete sich mein freches Stimmchen zu Wort. Ungefragt natürlich wie immer und was auch klar war, mein Tintenfischchen winkte zustimmend. War ich in diese Beziehung eingebrochen? War ich nur eine willkommene Abwechslung? Die Bestätigung für ein Männer-Ego, dass er es noch drauf hatte Frauen zu erobern? Ich stürzte von meiner Wolke sieben im freien Fall, aus gefühlten 3000 Metern Höhe, ohne Fallschirm. Es gab keine thermischen Aufwinde die den Fall abfederten. Mir wirbelten die Gedanken wild durch einander, gefangen im Auge eines Twisters Stärke sieben. Wir kannten uns gerade mal ein paar Monate, waren fast jedes Wochenende bei ihm oder mir zusammen. Nicht aber an den anderen Tagen. Da haben wir viele Email ausgetauscht oder auch telefoniert. Vieles fiel mir auf, was jetzt in letzter Zeit nicht mehr zusammen zu passen schien oder einen anderen Sinn ergab. 1000 Zweifel nagten an mir, wie Termiten an einem Haus das sie zum Einsturz bringen. Seufzend bestellte ich mir, in dem selben Café, ich saß sogar wieder auf dem selben Platz, einen Latte Macchiato. Als Seelchentröster noch Schokoladenkuchen. Litt ich jetzt an Halluzinationen, an Verfolgungswahn oder waren die beiden tatsächlich auch in diesem Café? Genau in der Nische vor meiner nahmen sie Platz. Ich hörte jedes gesprochene Wort von ihm, etwas gedämpfter, weil er mit dem Rücken zu mir saß und jede gehauchte, zuckersüß gesäuselte Buchstabenfolge von ihr. Ich vernahm, dass sie sein Kind erwartete. Mehr brauchte ich eigentlich gar nicht zu wissen. Ich fühlte mich wie ein Fisch auf dem Trockenen, schnappte nach Luft, hörte nicht mehr genau hin, bis ich merkte, dass sie zur Toilette strebte. Als sie an mir vorbeiging, zögerte ich noch ein paar Sekunden, stand auf und ging auch zur Toilette und kriegte mit, dass sie mit verhaltener Stimme telefonierte. Mit wem sie telefonierte war mir unklar. was mich richtig zu Schnappatmung animierte, war der Inhalt des Gesprächs. Irgendjemandem teilte sie mit, dass sie nicht wirklich schwanger war, ihm das nur erzählte, damit er sie so schnell wie möglich heiratet und danach würde ihr schon eine gute Ausrede einfallen. Jedenfalls wäre sie versorgt und könnte sich das Arbeiten schenken. Ich überlegte ob ich eine Zeitreise in die Steinzeit gebucht hatte, wo es überlebenswichtig war, einen Versorger zu haben. Ich grinste innerlich bei der Vorstellung, dass er versucht ein Mammut zu jagen oder noch interessanter, vielleicht springt gleich irgendwo jemand aus der Ecke und ruft: „Achtung Kamera, bitte Lächeln.“ Das Gespräch brachte etwas Licht in die verkorkste Situation, zumindest für einen kurzen Moment. Das versetzte meine 1000 Zweifel, mein freches Stimmchen und mein aufgeregtes Tintenfischchen in Sprachlosigkeit. Ich machte also kehrt und ging zurück. Diesmal direkt an seinen Tisch wo er artig auf das Zuckerschnütchen wartete. Sein verdatterter Gesichtsausdruck war unbezahlbar. Was ich dann runter spulte, machte ihn etwas heftig blass um die Nase. Ich war gerade wieder auf meinem Platz, als die Zuckerschnecke zu ihrem Traumprinzen ging. Nach kurzem etwas fast peinlich lautem Wortgefecht, war die Familienplanung abgeschlossen und das Püppchen verließ sehr rasch, wütend raus rauschend, eine Herde Büffel könnte nicht besser aufstampfen, das Café. Ich hatte noch genug Zeit zu überlegen ob ich ihn als Opfer bedauern müsste, kam aber zu dem Schluss, dass ich die Tüte Mitleid grade nicht dabei hatte. Es dauerte ein paar Minuten und mein zukünftiger Ex-Freund kam an meinen Tisch, setzte sich zu mir. In seinen Augen spiegelte sich eine eigenwillige Mischung aus vielen Gefühlssegmenten. Ich fragte sachlich, wann er mich über seine Zukunftspläne aufgeklärt hätte. Die Antwort blieb er mir schuldig, zog nur nichtssagend die Schulter kurz hoch. Er erzählte mir ungeschönt, wo, wann und wie er sie kennengelernt, warum er sich soweit auf sie eingelassen hatte, ließ nichts aus und verstand selbst nicht so recht, welcher Film da gelaufen ist. Hollywood lässt grüßen, dachte ich für mich, hörte kommentarlos zu, horchte in mich hinein und merkte, dass ich innerlich erstarrt war. Mein Tintenfischchen saß mit acht verschränkten Armen in meinem Gefühlspool, tat und sagte gar nichts. Mein freches Stimmchen schwieg, aus welchen Gründen auch immer und ich empfand nichts, kein Groll, keine Wut, kein Mitleid, keine Enttäuschung, keine aufsteigenden heißen Tränen, keinen Welt-Schmerz, keinerlei Gefühlsduselei, einfach nichts. Eine absolute unterirdisch kalte Leere, wie ein Vakuum, oder wie eine unberührte Eisdecke über die ein sanfter rauer eiskalter Wind streicht. Nicht mal ein Eisbär hätte sich in diese Kälte getraut ohne Schal, Taschenwärmer, Mütze und eine heiße Wärmflasche mitzunehmen Diesen respektlosen Vertrauensbruch wollte ich nicht hinnehmen und gab ihn frei. Ich habe die Reife zu verzeihen, hätte bestimmt vieles entschuldigt, vielleicht auch eine Nacht im fremden Bett, aber nicht dies, dafür besitze ich nicht genug Dummheit um hier mein Vertrauen noch einmal zu verschenken. Er könnte meine Reaktion verstehen und bat mich inständig um eine zweite Chance und wäre schon sehr dankbar, dass ich nicht gleich ‘Idiot‘ zu ihm gesagt hatte und ihm zuhörte. Dafür sind meine Zweifel zu groß, da lässt sich nichts schön reden, Respekt kriegt man nicht so einfach auf dem Grabbeltisch im Kaufhaus zum Sonderpreis. Respekt muss man sich verdienen und bedachtsamer Umgang ist da nötig. Vertrauen kriegt jeder geschenkt, ist aber ein zartes Pflänzchen, was viel Hege, Pflege und Zuwendung braucht. Vertrauen kann man nicht einfach mit einem Pflaster versorgen und schon ist alles wieder gut und heile. Selbst die Zeit heilt Brüche nicht ganz ohne Schwachstellen, sagte ich zu ihm, verstanden hat er absolut gar nichts. Ich habe mich dann gleich vor Ort verabschiedet, trank noch den Rest meines mittlerweile, der Situation angepassten, sehr unterkühlten Latte Macchiato und bin gegangen. Am Bahnhof angekommen kaufte ich gleich meine Fahrkarte für den nächsten Zug nach Hause. Man kann ja auch mal Glück haben, dachte ich, weil ich nicht allzu lange warten und auch nur einmal umsteigen musste. Mit der Platzkarte in Fahrtrichtung am Fenster war es eigentlich schon im Vorfeld eine schöne Strecke. Mittlerweile waren gute zwei Stunden vergangen von der Entdeckung im Kaufhaus bis zur Eröffnungsrede meines Ex-Freundes. Aus dem Nichts sprach mein freches Stimmchen wieder mit mir und meinte, dass die Entscheidung richtig war, weil ein Restzweifel immer geblieben wäre und keine stabile Grundlage ist. Stimmt sagte ich ohne Worte, was nutzt das schönste Segelschiff, die buntesten Segel, die beste Mannschaft wenn keine entsprechende Brise weht, also eine Flaute herrscht. Ich war jetzt frei, brauchte keine Rücksicht auf irgendetwas nehmen, sickerte es durch mein Denken und setzte meinen Weg durch die Bahnhofshalle fort zum Gleis. Da noch Zeit war, nahm ich alle möglichen Eindrücke wissbegierig und neugierig auf, wie ein junger Vogel seine Flügel ausprobiert ob er schon fliegen kann, beobachtete ich die wuseligen Menschen, das bunte Treiben und staunte über das eine oder andere Detail. Vor einigen der kleinen Läden standen Stehtische. Eine Person weckte mein Interesse. Ein relativ großer Mann, da ich nicht übermäßig groß bin, ist das Hochschauen bei mir vorprogrammiert, stand lässig an einem der Tische, beobachtete, wie ich, die vorbei laufenden Menschen und trank aus einem Pappbecher, bestimmt war es Kaffee. Ich war noch etwa 10 Meter entfernt, überlegte, nach einem Blick auf die Uhr, der Kaffeeduft verführte gerade mein Näschen und verfehlte nicht seine hypnotisierende Wirkung auf mich, dass die Zeit noch reichte für einen Kaffee. Ich nahm meinen frisch gekauften heißen Duft-intensiven Kaffee und stellte mich an den anderen freien Stehtisch, die Uhr im Blick behaltend. Jaaa-haa, erwischt, ok, natürlich auch den Mann, war aber auch optisch ein richtig schnuckeliges Sahneschnittchen. Der Kaffee tat richtig gut, mein Blick wanderte wieder zur Uhr, als ich sah, dass ein junger Mann zügig durch die Gegend lief, ohne auf den Weg zu achten, sondern nur auf sein Handy starrte und prompt den Mann anrempelte, der seinen Becherinhalt verschüttete. Eine eigenwillige Situation entstand. Beide schauten sich kurz an, nahmen es gelassen hin, es fiel nicht ein böses oder lautes Wort. Zwei Generationen und trotzdem die gleiche Sprache mit respektvollem Umgang. Ich war richtig fasziniert, von der Ruhe die von ihm ausging. Mein Blick fiel auf sein Gepäck, weil er sich danach bückte und mir fiel siedend heiß ein, dass ich mein Gepäck völlig ausgeblendet hatte und vielleicht schleunigst mal meinen Koffer holen sollte. Gesagt und hoppla nicht getan, geschmeidig wie eine Raubkatze, aber mit der Orientierung eines Kaninchens, also 2 cm höher als ein Grashalm überlegte ich wo die Schließfächer waren. Bevor ich in eine Krise geraten konnte, kam mir die helle Erleuchtung wie bei einer Taschenlampe nach dem Batteriewechsel. Ich holte meinen Koffer und lief zum Gleis. Dort angekommen stand mein Zug schon bereit, sodass ich in aller Ruhe meinen Platz suchen konnte. Das Ding mit dem vergessenen Koffer war wieder ein, für mich typischer Fauxpas, der mich ereilt hätte. In den Sitz gekuschelt musste ich darüber lächeln. Genau in diesem Moment betrat der Mann aus der Bahnhofshalle, mit dem verschütteten Kaffee das Abteil. Einen Moment ruhte sein Blick auf mir, leicht irritiert, weil es für ihn bestimmt so schien, als wenn ich grundlos lächelte, ich erwiderte seinen Gruß, dann setzte er sich gegenüber auf den Sitzplatz an der Tür. Ich kramte mein Buch hervor und tauchte ab in eine andere Welt. Eine Welt zwischen Traum und Wirklichkeit und war mitten drin. Irgendwann wurde das drumherum unruhig, lauter, die Türen schlossen sich und die Fahrt begann. Zwischendurch meldete mein Handy, dass von meinem Ex-Freund Nachrichten rein trudelten. Ich muss gestehen ich war total in mein Buch vertieft und achtete nicht auf das Handy. Dafür sprach mich dann der Mann an, ob ich vielleicht mal nachschauen könnte, es muss wohl wichtig sein. Ich sagte nichts dazu, nahm das Handy und schrieb eine nette Nachricht: „Du bist Geschichte für mich!! Welchen Buchstaben muss ich dir von diesem Satz erklären? Geh doch einfach in Entenpuff, lass dir dort einen abschnattern und mich lass in Zukunft in Ruhe.“ stellte es auf lautlos, legte es zurück in die Tasche und widmete mich wieder meinem Buch. Zwischendurch waren der eine oder andere Platz besetzt, aber die meiste Zeit waren der Mann und ich allein im Abteil. Ich schaute aus dem Fenster und bemerkte, dass sich die Leere in meinem Körper wie ein alter Knoten, Fädchen für Fädchen, begann aufzulösen und auch die Eiswüste taute langsam aber stetig ab. Es bildeten sich kleine Risse, die ersten Pfützen. Äußerlich war ich immer noch so ruhig, als wäre nichts geschehen. Mein Gefühlspool fühlte sich aber an wie ein ausgebombter Handgranaten-Wurfstand, mein Tintenfischchen saß im Pool, entwirrte mit stoischer Ruhe seine acht verschränkten Arme, und mein freches Stimmchen schwieg noch immer beharrlich. Erschreckend heftig traf mich die Wut auf mich selbst, weil ich wie so oft zu viel vertraut hatte. Eine ganze Weile schaute ich aus dem Fenster, kramte mit einem Stirnrunzeln und einem abgrundtiefem Seufzer mein Buch wieder raus. Dabei fiel mein Blick aufs Handy, mit weiteren Nachrichten vom Ex-Freund. Ich starrte ohne zu lesen auf mein Buch und in Gedanken sah ich wieder die Szenen mit meinem Ex-Freund vor mir. Da drang die Stimme des Mannes in mein Ohr bzw. wurde weitergeleitet in meine Gedanken. „……Das sieht gar nicht gut aus. Kann ich behilflich sein, etwas tun für Sie?“ Mehr hatte ich nicht mitbekommen. „Alles schick!“ sagte oder besser formuliert knurrte ich so unverbindlich distanziert wie möglich. Der Mann sagte amüsiert, anscheinend unbeeindruckt von meinem verbalen Unmut, zu mir: „Ich bewundere die Art wie sie lesen, persönlich bevorzuge ich aber die alte herkömmliche Art des Lesens.“ Irritiert, als Kakadu hätte ich jetzt den Federschopf hochgestellt und wäre auf der Stange hin und her gerannt, ich verstand kein Wort, konnte mir keinen Reim darauf machen, was er meinte, schaute entsprechend spärlich, sehr angenervt. Er lächelte breit und war sehr bemüht angemessen ernst zu bleiben, zeigte auf mein Buch und ich verstand. Jetzt musste ich selbst auch lachen, das Buch hatte Ich falsch herum gehalten. Hätte also gar nichts lesen können. „Das Lächeln steht Ihnen viel besser, als diese steile Falte zwischen den Augen, die erinnert an die Comicfigur Donald Duck wenn er wütet. Mögen Sie erzählen, was Sie so arg beschäftigt? Ich bin ein guter Zuhörer, werde Sie bestimmt nicht unterbrechen.“ „Nein, danke, mein Bedarf an Kommunikation ist für heute erfüllt. Der Vergleich mit Donald Duck hinkt, schliesslich bin ich weiblich und ganz bestimmt auch keine Ente.“ „Das ist schade. Ääääh nicht das Sie keine Ente sind, sondern, dass Ihr Redebedarf ausgeschöpft ist. Ist die Frage erlaubt, wie weit ich das Vergnügen teilen werde, mit Ihnen zu reisen?“ „Bis zur Endstation fahre ich.“ „Oh das freut mich, ist auch mein Reiseziel. Darf ich Sie bitten auf mein Gepäck zu achten? Ich möchte den Speisewagen aufsuchen und würde Sie als kleines Dankeschön zu einem Kaffee einladen.“ „Ich nehme nichts von Fremden, aber ich achte auf Ihr Gepäck.“ Demonstrativ nahm ich das Handy zur Hand und löschte die Nachrichten von meinem Ex-Freund. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit bis er zurück kam. Er stellte mir einen aromatisch-duftenden Kaffee hin. „Ich weiß schon….., wollte aber nicht allein trinken und irgendwie sehen Sie nicht wie eine Teetrinkerin aus, eher dass Ihnen ein Kaffee gut tun würde.“ „Ich nehme immer noch nichts von Fremden.“ „Keine Ausnahme von den Prinzipien?“ „Nein. Hobbypsychologe oder ähnliches?“ „Im Moment würde ich es nicht wagen Ihnen bei Nacht zu begegnen. Ich hätte Sorge, dass Sie beißen oder kratzen.“ „Hm, wer weiß, vielleicht auch beides.“ knurrte ich, nahm mein Buch, diesmal richtig rum und tauchte wieder weg in diese andere Welt. „Ich habe keinerlei Ahnung was passiert ist, wer oder was Ihnen dermaßen zugesetzt hat, dass Sie bissfest und kratzwütig wie eine Leopardin reagieren, aber ich war es ganz bestimmt nicht.“ Ich schaute hoch und mein Blick stolperte direkt in seinen Blick. Ich fiel hinein, tauchte unter und war erneut erstaunt über diese harmonische Ruhe die er ausstrahlte, die mich in der Bahnhofshalle schon fasziniert hatte, die mich jetzt umfing, ein wohliges Gefühl ausbreitete, auf meiner Haut tanzte und über meine sich aufstellenden Härchen strauchelte. Irritiert schaute ich weg. Mein kesses Stimmchen räusperte sich. „Boah du hast deine Stimme wieder gefunden?“ frotzelte ich das Stimmchen an. „Sagt die Richtige. Was machst du da eigentlich? Der Mann kann nichts für das Verhalten deines Ex-Freundes. Ein paar Stunden bist du noch unterwegs, also was sollen die Krallen? Du flirtest gern, er sucht ein wenig Smalltalk. Also hopp hopp, ein Zacken freundlicher wäre nicht die schlechteste Option.“ „Warum bist du nicht einfach wieder still?“ fragte ich gereizt nonverbal. Nachdenklich runzelte ich wieder die Stirn. „Es ist schon richtig, Sie können nichts für meine Situation.“ sagte ich etwas friedlicher, schenkte ihm ein unverbindliches Lächeln und schaute aus dem Fenster. Unmissverständlich erklärte mein Bauch mir, es ist Zeit für feste Nahrung. Der Mann bot mir an, aus dem Speisewagen etwas Essbares und einen Kaffee zu holen, im Hinblick auf meinen fast vergessenen Koffer im Schließfach, er hatte es tatsächlich bemerkt, damit ich nicht in Versuchung gerate, zu vergessen wo mein Sitzplatz ist und er dann allein weiterreisen müsste. Das kam mit einem süßen unschuldigem Dackelblick so treuherzig trocken um die Ecke, dass ich ganz spontan loslachte. „Das ist schön, Sie lachen zu sehen. Und?! Wie werden Sie entscheiden?“ Ich nahm seinen Vorschlag lächelnd an, unter der Bedingung es selbst zu zahlen und es dürften keine Algen, Froschschenkel, Muscheln oder ähnliches aus dem Wasser sein. Schließlich bin ich keine Meerjungfrau, die sich von Meeresfrüchten ernährt. Schmunzelnd nickend ging er und kam mit einem Carepaket für mich zurück. Allen bösen Vorahnungen und Befürchtungen zum Trotz war das Essen lecker, der Kaffee tat sehr gut und mit jedem Meter den ich mich von meinem Ex-Freund weiter entfernte, ging es mir besser. Der Mann erzählte mir von sich, von seiner Arbeit, aus seinem Alltag. Ich hörte zu, kommentierte manches oder schmunzelte einfach nur über eine trocken erzählte Pointe. Immer wieder spürte ich seinen Blick auf mir ruhen, was nicht unangenehm war. Mein freches Stimmchen mischte sich kurz in die Unterhaltung mit dem knappen Kommentar „Na geht doch!“ Sei mal nicht so frech, sonst bist du bald optisch wie ein gerupftes Hühnchen, konterte ich wortfrei. „Jetzt platze ich fast vor Neugier. Erzählen Sie mir von sich. Bitte.“ „Hm, da gibt es nichts Besonderes zu erzählen.“ Ich schaute wieder aus dem Fenster und überlegte, was geschehen wäre oder auch nicht, wenn ich den geplanten Zug gebucht hätte. Ganz egal, ich fing an meine wieder gewonnene Freiheit zu begreifen, zu genießen, wie ein Vogel nach langer Zeit im Käfig, streckte ich meine Flügel. drückte mich tiefer in meinen Sitz und ein feines freies Lächeln schlich um meine Mundwinkel. Es kostete mich einen weiteren Stoßseufzer. „Der Seufzer klingt schon besser als vorhin, aber noch nicht wirklich gut.“ Ich sah ihn nachdenklich an und der Mann quittierte meinen Blick mit einer gespielt skeptischen hochgezogenen Augenbraue. Ich lächelte, wagte als freier Vogel gedanklich einen zaghaften ersten Flugversuch, nutzte die Aufwinde wie ein Adler und erzählte dann doch was passiert war. Er unterbrach mich tatsächlich nicht und er hatte Recht, es ging mir danach erheblich besser. Nach meinem Redeschwall schaute ich eine Weile aus dem Fenster und stellte in Gedanken fest, dass mein Flugversuch erfolgreich war. Er ließ mir die Zeit zur Ruhe zu kommen, so quasi im Baumwipfel zu landen. Ich wusste und fühlte, dass er mich beobachtete, was nicht neugierig bei mir ankam. Nach einer Weile fragte er mich: „Besser?“ „Ja, das Gesamtpaket tat gut, danke dafür.“ „Gerne.“ Er lächelte mich offen, unvoreingenommen an und ich erwiderte dieses Lächeln frei und genauso offen. Die restliche Zeit plauderten wir unkompliziert über viele Themen, private, allgemeine auf jeden Fall nicht über Politik und wir lachten viel, entdeckten die eine oder andere Gemeinsamkeit. So langsam näherten wir uns unserem Zielbahnhof. Völlig kalt, wie ein Eiswürfel der unverhofft ins Dekolleté fällt, erwischte mich die Frage „Würden Sie mir Ihre Telefonnummer geben? Ich würde Sie gerne wiedersehen, unser Gespräch fortsetzen, vertiefen.“ Ich bin ja ambivalent, aber manchmal auch nur ganz einfach naiv, zumindest kann ich so aus der Wäsche schauen, wie wohl eben. Er grinste breit und unschuldig. Ein Lächeln das ansteckend wirkte und mit keiner Art von Nein vereinbar war. Lächelnd stichelte ich: „Will ich das überhaupt?“ „Ja.“ Kam als schlichte Antwort, „Ja dann,“ seufzte ich theatralisch und meine Augen blitzen und kokettierten. Er zückte sein Handy und tippte die Nummer gleich ein. „Danke, das freut mich sehr. Sie hören oder lesen von mir.“ sagte er mit einem feinem Lächeln, ein offenes Lächeln das bis in seine Augen reichte. Im Zug wurde es unruhig, Türen klappten, Menschen liefen am Abteil vorbei, einige mit, andere ohne Gepäck. Ich packte meine Sachen zusammen. Kommen Sie sagte der Mann zu mir, wir sollten zum Ausgang gehen bevor wir noch auf dem Abstellgleis landen. Ich konterte schmunzelnd, dass ist keine schöne Alternative, dafür fühle ich mich auf keinen Fall alt genug. Ein belustigter Blick streifte mich und ein amüsiertes Lächeln waren die Antwort. Es dauerte bis wir endlich auf dem Bahnsteig standen. Er fasste mich am Arm, die Berührung zwickte mich auf neugierige nicht unangenehme Art und zog mich durch das Gewühl in Richtung Ausgang. „Hey, bei den Pfadfindern? Immer eine gute Tat pro Tag? Heute gleich zwei, mich alte Frau erst vorm Abstellgleis bewahrt und jetzt der alten Frau über den Bahnhof geholfen,“ grinste ich kess. Er lachte mich amüsiert erfrischend an, kleine lustige Funken sprangen in seinen Augen herum. Auf der nächsten Ebene musste ich mich erst mal umschauen wo mein Anschlusszug abfahren würde. Ich hatte bewusst einen längeren Aufenthalt eingeplant beim Buchen um nicht rum hetzen zu müssen. Der Mann fragte von welchem Gleis ich fahren würde und ich staunte nicht schlecht, eher kleine viereckige Bauklötzchen, dass wir auch jetzt das gleiche Ziel hatten. Wir wohnten in der selben Stadt. Er hatte mir im Zug berichtet, dass er sich in eine andere Filiale hat versetzen lassen, dadurch umgezogen war und heute die Schlüsselübergabe für die alte Wohnung war, aber wohin er gezogen war hatte ich nicht hinterfragt, er auch nicht erwähnt. Wir tranken noch einen Kaffee in der Bahnhofshalle und setzten unser angeregtes Gespräch, ebenso den Weg zum Zug, fort. Fanden sogar zwei gegenüberliegende Sitzplätze. Nach einer weiteren gemeinsamen entspannten Zugreise standen wir wieder auf dem Bahnhof. Vorm Bahnhof trennten sich unsere Wege. Zum Abschied lächelte ich ihn an sagte noch einmal „Danke, vielleicht sieht man sich ja hier im Ort beim Einkaufen oder so.“ Ich melde mich ganz bestimmt, oder stimmt die Telefonnummer nicht?“ „Doch stimmt, wenn beim Eintippen kein Fehler unterlaufen war!?“ „Nein, bestimmt nicht.“ Er zog das Handy aus der Tasche, hielt es mir dicht unter die Nase und zeigte mir die eingetippten Zahlen. Ich nickte. Er strich mir durch das Gesicht hauchte einen angedeuteten Kuss auf meine Wange. Ich lächelte und stieg ins Taxi. Zu Hause packte ich meinen Koffer aus und ließ gleichzeitig das Wasser in die Wanne laufen Ich gönnte mir ein Wohlfühl-Schaumbad, leise Musik und meinen Seelchentröster frisch gebrühten starken heißen Kaffee mit Milch und dazu Schokolade. Das heiße Wasser liebkoste, umspielte, streichelte meinen Körper, die vielen Schaumbläschen prickelten so schön, tanzten über meine Haut und es tat einfach nur gut. Entspannt erfrischt kuschelte ich mich in mein Badetuch, genoss die leise Musik, die Ruhe des späten Nachmittags und kuschelte mich auf die Couch unter meine Lieblingsdecke mit meinem zweiten Kaffee, der restlichen Schokolade und meinem im Zug angefangenem Buch. Ach ja mein Handy sollte ich auch mal wieder auf laut stellen. Ich nahm es aus der Tasche und schaute aufs Display. Neben den Nachrichten von meinem Ex-Freund, die ich sofort löschte, war auch eine Nachricht mit unbekannter Nummer. Ich las den Inhalt und lächelte wieder.
„Hey, wie versprochen melde ich mich bei dir. Liebe Grüße“
„Hy, das freut mich. Liebe Grüße“
„Ich möchte dich gern wiedersehen….“
„Ein freiwilliges Treffen mit einer Leopardin? Ganz schön mutig…“
„Ich bin mutig…..No risk no fun….“
„Lach“
„Ein schönes Lächeln, es steht dir“
„Danke 🙂 “
„ Magst du Morgen mit mir frühstücken im Bistro?“
„Lächel…….wann…..?“
„Gegen 9h? Wenn dir das zu früh ist, sag es bitte“
„Nein alles schick, welches Bistro?“
„Das am Bahnhof wo die Taxen standen“
„Freue mich drauf, lächel“
„Ich mich auch…..bis morgen…..“
„……bis morgen“
In dieser Nacht hatte ich recht eigenwillig geträumt. Zum einen von der grotesken Szenerie im Kaufhaus und im Café. Zum anderen vom Frühstück mit dem Mann aus dem Zug. Zeitig war ich aufgewacht und auch munter genug zum gleich Aufstehen. Der direkte Weg führte in die Küche zum Kaffee zubereiten. Danach ins Bad mit leiser Musik im Hintergrund ohne Hektik das Duschen genießen und im Nachgang anhübschen. Lächelnd nahm ich meinen XXL-Kaffee-Becher und setzte mich in meine Lieblingsecke, schaute dem erwachenden Tag zu. Es wurde alsbald Zeit für die Fahrt zum Bistro. Ich war aufgeregt und freute mich auf das Treffen. Da ich selbst nicht gern auf jemanden warte, war ich schon eine Weile früher dort, setzte mich an einen der hinteren freien Tische, Einen Latte Macchiato hatte ich beim Reinkommen schon bestellt, so musste ich nicht lange warten. Ich ließ die letzten Tage noch einmal mit fast allen Details vorbeiziehen, auch das Szenario mit meinem Ex-Freund ließ ich nicht aus. Ich bin optimistischer Pessimist, was für mich bedeutet: Hinfallen kann jeder – Liegen bleiben geht gar nicht!! Also aufstehen, Köpfchen heben, Frisur richten und weiter gehen. Ich schmunzelte, träumte sinnend vor mich hin und zuckte erschreckt hoch, über ein freundliches: „Hey, das ist schön, ich freue mich, dass du da bist. Upps, ich wollte dich nicht erschrecken, sorry.“ Ich blinzelte den Schreck weg und lächelte ein „Guten Morgen, freue mich auch. Ich bin sehr schreckhaft. Wer mich kennt, weiß das. Also nichts schlimmes.“ Die Ruhe die von ihm ausging, machte den Schreckmoment allemal großzügig wieder wett. Er beugte sich zu mir, hauchte einen angedeuteten Kuss auf meine Wange. Für einen Moment konnte ich den Duft von Deo, Aftershave oder ähnlichem schmecken. Ein dezenter, angenehmer süßlich-herber Duft, kitzelte meine Nase, fuhr Slalom um meine Härchen auf der Haut. Wir lachten viel noch vorm ersten Kaffee und quatschen noch viel mehr beim durchstöbern der Speisekarte. Wir steckten die Köpfe zusammen und studierten die Karte rauf und runter. Immer wieder berührten sich unsere Hände und die Luft heizte sich sachte auf. Das Knistern wurde lauter, den Funkenflug konnte man durchaus erkennen. Wir amüsierten uns über die eine oder andere Namensgebung, waren ausgelassen und fröhlich wie Teenager. Ich wusste gar nicht wie lustig entspannt eine Frühstücksbestellung sein kann. Nach langem improvisiertem Zögern bestellten wir Latte Macchiato, Croissant mit viel Orangenmarmelade und Brombeergelee für mich und für ihn Wurst, Käse und Kürbiskern-Brötchen. Mit viel Esprit konnte er, beim zarten bestreichen der Brötchenhälften mit Butter, dem kunstvoll darauf drapierten Beilagen, von sich erzählen, kleine Anekdoten aus seinem Leben und ähnliches. Es dauerte bis ich mein Croissant fertig mit Butter und Gelee verziert hatte. weil ich irgendwie ständig abgelenkt war. Es schmeckte einfach köstlich in seiner netten, mir angenehmen Gesellschaft. Hin und wieder traf mich ein langer Blick, ruhte einige Momente auf mir. Es schien als ob er etwas suchte, prüfte oder was es auch war, ich konnte diesen seltsamen Blick nicht deuten, im Zug nicht und jetzt auch nicht. Dafür brachte er mich zum Lachen, was meine krausen Gedanken zerbröselte, wie ein altes trockenes Brötchen. Die Zeit mit ihm war angenehm und kurzweilig. Aber alles hat seine Zeit und auch das schönste Frühstück macht irgendwann papp-satt. Gefühlt einen ganzen Tag hatten wir im Bistro gesessen, was natürlich nicht stimmte, es war nicht mal Mittag. Ich fing wieder einen undefinierbaren Blick auf als ich mich verabschieden wollte. „Sehe ich dich wieder?“ „Du hast doch meine Telefonnummer und kannst dich melden, wenn dir danach ist.“ Sagte ich ausweichend. Was ich ihm nicht sagte: Ich brauchte Zeit, Zeit um ihn kennen zu lernen, wusste einfach zu wenig von ihm. Diese Vertrauensbrücke war mir noch zu neu, noch zu schmal, noch zu instabil. „Gut, ich melde mich bei dir. Hast du meine Rufnummer noch? Würdest du dich bei mir melden, wenn dir danach ist?“ „Ich habe nichts raus gelöscht.“ Ich kam mir gerade vor wie Cinderella und war froh, dass ich keine Treppe runter laufen musste, dadurch konnte ich keinen meiner Schuhe verlieren. Ein wenig verwirrt stand ich auf und ging, in Gedanken damit beschäftigt seinen Blick zu ergründen. Mit einem Abstecher in den nächsten Lebensmittelladen und einer gut gefüllten Einkaufstasche kam ich zu Hause an. Ich räumte die Lebensmittel weg und dann setzte ich mich in meine Lieblingsecke, kuschelte mich unter meine Wohl-fühl-Decke nahm mein Tröste-Kissen ganz fest in Arm und dachte über den Vormittag nach. Es war ein Tag, der war alles andere, nur nicht normal. Ich habe mich schon lange nicht mehr so frei und endlos gut gefühlt, irgendwie fand ich das schön, es war genau die richtige Mischung, die stressfreie Stille, die leise Ruhe, das prickelnde Gefühl, als ob das Fühlen überlaufen würde. Irgendwann stand ich auf, es war schon früher Abend, tapste barfuß in die Küche, füllte meinen Wasserkocher, vergaß auch nicht ihn einzuschalten, was mir durchaus öfter mal passiert, nahm meine kleine Kaffeemühle, lauschte dem leisem Klickern der reinfallenden Kaffeebohnen und fing an die Bohnen zu mahlen. Das gleichmäßige Geräusch, der aufplatzenden Bohnen, die wiederkehrende gleiche Bewegung und das Kaffeearoma gaben mir ein wenig gedämpfte Gewohnheit, ein Stück Routine zurück. Ich stelle den Filter direkt auf meinen XXL-Kaffee-Becher und goss das kochende Wasser darüber, schaute zu wie das Wasser das frisch gemahlene Kaffeepulver benetzte, sich durch kämpfte bis zum letzten Krümel, sich im Papierfilter nach oben hangelte, es durchnässte und der Kaffeeduft den Raum flutete. Mein Näschen sich schnuppernd vergewisserte, dass es tatsächlich Kaffee war und dieses Wissen gleich an meine Geschmacksnerven im Mund weitertratschte, was mir das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ. Mit XXL-Kaffee-Becher und Schokolade tappte ich wieder in meine Lieblingsecke unter die Decke. Ich hatte mich gerade eingekuschelt, mein Handy teilte mir piepsend mit, ‘Eine Nachricht für dich.‘
„Hey, das war eine rundum schöne Zeit heute Vormittag.“
„Hy, das stimmt, hat mir auch sehr gefallen.“
„Würdest du mit mir Essen gehen, vielleicht abends in ein Restaurant?“
„An was hast du gedacht?“
„Ich weiß nicht was du magst“
„Du bist ja lustig, ich weiß auch nicht was du magst.“
„Ich würde gerne mehr von dir wissen.“
„Du weißt doch schon viel von mir.“
„Ich weiß, dass ich deine Schusseligkeit mag und dein Ex-Freund mir sympathisch ist.“
„Du kennst ihn? Woher? Was spielst du für ein Spiel?“
„Hey, sorry. Du verstehst mich gerade völlig falsch!!!“
„Sorry, ich glaube da gibt es nichts falsch zu verstehen. Ciao!!!!“
Erschreckt stellte ich mein Handy aus und legte es unsanft auf den Tisch. Diese Art von schlechtem Film konnte noch nicht mal Hollywood vorweisen, so grottenschlecht empfand ich die Situation. Cinderella hatte nicht nur den Schuh verloren. Ich fühlte mich als ob ich mich selbst auf der Treppe verloren hatte. Es wäre auch zu schön gewesen, wenn mal etwas glatt gelaufen wäre. In der nächsten Zeit war ich durch meine Arbeit gut abgelenkt, nachts schlief ich allerdings sehr schlecht und träumte wirres Zeug. Es war jetzt genau eine Woche her, als ich ganz früh morgens mit dickem Kopf aufwachte. So in etwa musste sich jemand fühlen, der 3 Tage, billigen Fusel, durchgehend gesoffen hatte. Trotz der Kopfschmerzen schmunzelte ich über den hinkenden Vergleich, denn ich hatte keinerlei vergleichbare Situationen durchlebt, kannte das ausschließlich vom Hören-Sagen. Zuerst mal aus dem Bett ins Bad und dann in die Küche, vielleicht fehlte mir ja nur ein Kaffee oder war die letzten Tage einer von den vielen Kaffees schlecht gewesen!? Mir fiel ein, dass ich das Handy seit einer Woche nicht eingeschaltet hatte, schlagartig hatte ich einen Knoten im Bauch, mein Tintenfischchen schäumte wild mit meinen Gefühlen in meinem Gefühlspool, ließ mich erahnen woran meine im zweistelligen Minusbereich angesiedelte unterirdisch schlechte Laune lag und diese Erkenntnis machte es nicht im Geringsten besser. Missmutig stand ich in der Küche, nahm ein Schmerzmittel und legte mich ins Bett. Decke über die Ohren und nur schlafen, wie Dornröschen, nichts sehen, nichts hören und vor allem nichts träumen von wunderschönen Augen, tiefen Blicken, himmlischen Umarmungen, sinnlichen Lippen, verträumten Küssen. Ich badete gerade in einem Becken mit Selbstmitleid in Schwimmbad-Größe. Tatsächlich hatte ich noch einmal ein paar Stunden traumlos tief und fest geschlafen. Ich setzte mich auf, ja meinem Kopf ging es erheblich besser. Der zweite Versuch in der Küche Kaffee zu kochen war schon erfolgreicher. In meiner Lieblingsecke genoss ich die Mittagssonne und den Kaffee mit meinem Seelchentröster Schokolade. Oooh man, wenn das so weiter geht, sehe ich bald wie das Michelin-Männchen aus. Ich entschied mich durch den Wald mit dem Fahrrad zu fahren, nicht wegen der Schokolade. Die frische Luft würde mir bestimmt gut tun und den Kopf frei pusten. In Jeans, einem lässigen selbstgestricktem blauen Pullover ging es los, mit dabei Schlüssel und Handy. Ein paar Minuten entfernt begann dieses grüne Wunder, auch bekannt als Wald. Mir fiel der Begriff ‘Leopardin’ ein, den der Mann im Zug für mich benutzte. In Gedanken, über die Vorstellung, die Leopardin durchstreifte die Wildnis bzw. ihr Revier, auf dem Fahrrad, grinste ich breit von Mundwinkel bis Mundwinkel, ohne Ohren hätte ich im Kreis gegrinst. Das würzige Aroma, ich genoss auch die Geräusche, das Summen der Insekten, das Knacken von Gehölz, das geschäftige Gewusel der Eichhörnchen und überhaupt die Ruhe die ein Wald vermittelt. Unterwegs begegnete ich einigen Bekannten, Spaziergängern und Joggern. Ein guter Bekannter kam mir auf seinem Fahrrad entgegen und erzählte, dass ich telefonisch nicht erreichbar war, was ich unkommentiert ließ und er auf dem Weg zu mir war um zu fragen ob ich Lust hätte mit ein paar weiteren Leuten heute Abend essen zu gehen? Er wäre gegen 19h da um mich abzuholen. Ich überlegte nicht allzu lange und sagte zu. Es wäre eine willkommene Ablenkung von den letzten Tagen. Also wurde es nur eine kleine Fahrradrunde. Zu Hause ließ ich mir ein Schaumbad ein und genoss mein Wohlfühl Programm. Dann siehst das Michelin-Männchen wenigstens strahlend sauber aus, schmunzelte ich. Pünktlich stand ich vor der Tür an der Straßenkreuzung, dann brauchte mein Bekannter nicht wegen der Einbahnstraße gefühlte kilometerlange Umwege fahren. Im Auto sagte er mir, er würde noch jemanden abholen, den neuen Arbeitskollegen. Ich hätte besser nachfragen sollen, dachte mir nichts dabei und fragte auch nicht, weil es nichts ungewöhnliches war. Tja, wenn man schon nicht selber fahren braucht, mäkelt man nicht rum, sondern genießt nur, sich um nichts kümmern zu müssen. Darum saß ich hinter dem Beifahrersitz im Fahrzeug und schaute durch die getönten Scheiben nach draußen. Quer durch die Stadt ging es, was nicht übermäßig lange dauerte. Wir hielten und schon wurde die Tür geöffnet und ein Mann stieg grüßend ein. Manchmal gibt es Momente da wünsche ich mich auf eine einsame Insel, weit weg von Zivilisation und dem ganzen Kram an sinnvollen oder sinnfreien Erfindungen. Dieser Moment passierte, auf die Sekunde genau, mir jetzt gerade, wem auch sonst. Ich war total blass um die Nase, was meinem Bekannten sofort auffiel, eine Stirnfalte bescherte, aber er sagte nichts. Meine Gedanken wirbelten durcheinander. Mir, dem Kakadu standen die Federn zu Berge. ich schaute wortlos aus dem Fenster, hörte auch nicht auf das sich entspannende Gespräch der beiden Männer. Ich denke der Leser ahnt wer der Mann war? Richtig meine Reisebekanntschaft aus dem Zug. Die Welt ist eben nur ein Dorf. Der Mann war der neue Kollege von meinem Bekannten und weil der neue Kollege fremd in der Stadt war, noch keinen im Ort wirklich kannte, hat er ihn, eingeladen in unseren Bekanntenkreis. Die Fahrt dauerte noch fast 45 Minuten bis wir am Ziel waren und da ich kein Wort sprach, hat er auch nicht gewusst wer hinter ihm saß. Mein Bekannter schaute hin und wieder im Rückspiegel stirnrunzelnd zu mir und beließ es dabei. Was hätte ich auch sagen sollen? Cinderella hat nicht nur den Schuh verloren, sondern vielleicht sogar das Herz verkramt? Mir machte viel mehr Sorge was passiert wenn wir aussteigen!? Ich mag meinen Bekannten sehr gern, also wirklich gern. Manchmal ist er einfach unschlagbar. Er parkte sein Auto, sagte zu mir, warte einen Moment im Auto, ich muss mit dir reden und an seinen Kollegen gewannt, komm ich stell dir ein paar nette Leute vor. Damit gingen die beiden ins Restaurant. Mein Bekannter kam auch gleich zurück, setzte sich zu mir auf die Rückbank, schaute mich an und sagte: „Erzähl.“ Ich erzählte in knappen Sätzen ungeschönten Worten. Er unterbrach nicht meinen erst stockenden dann flüssigen Redeschwall. Ein paar Minuten schwieg er und überlegte, dann fragte er: „Und nun? Ich glaube nicht, dass er deinen Ex-Freund kennt. Ich kenne meinen Kollegen erst seit ein paar Wochen, arbeite mit ihm in der gleichen Abteilung, da war er immer korrekt. Hat sich auf keinen Flirt eingelassen, obwohl er genug Angebote hatte. Denk mal nach, er kann deinen Ex-Freund nicht kennen. Als du deinen Freund abgeschossen hast, war mein Kollege bestimmt schon auf dem Bahnhof oder zumindest auf dem Weg dorthin, genau wie du. Du hast da ganz sicher was falsch verstanden.“ „Meinst du?“ „Seit wann brauchst du einen Dolmetscher in Beziehungsfragen? Bis jetzt haben alle dich gefragt.“ „Ich darf das auch mal.“ protestierte ich, flatterte wie ein verlorener Schmetterling im Wind, war schrecklich aufgeregt. „Ja! Du kannst sicher sein, er will dich kennenlernen, nicht irgendwen, keine Andere, sondern nur dich. Er leidet wegen dem Missverständnis ganz genau wie du, ist seit einer Woche sehr verschlossen, einsilbig. Kommt zeitlich hin, glaube ich. Komm lass uns zu den anderen gehen, sonst müssen wir hungrig nach Hause. Oder willst du erst hier, ohne die anderen, mit ihm reden?“ beim Aussteigen sagte ich: „Nein, ich komme mit und warte ab was passiert.“ „Gut so, setz dich neben mich, ich achte auf dich.“ „Ja wie der große Bruder den ich nie hatte.“ konterte ich, knuffte ihn in die Seite, hakte mich unter, fühlte mich etwas besser und setzte leise „Danke“ nach. Ein aufmunterndes Lächeln war seine Antwort. Eine bunte Mischung unterschiedlichster Personen begrüßte mich mit fröhlichem „Hallo“ und ein völlig entgeisterter Blick traf mich aus großen Augen. Wie versprochen saß ich neben meinem Bekannten, unsicher wie Sack Runkelrüben beim Ernten. Es wurde viel gelacht, viel geredet, es gab leckeres Essen mit harmonisch abgestimmten Getränken. Ich spürte wie meine Reisebekanntschaft, also der Kollege meines Bekannten, immer wieder einen langen Blick auf mir ruhen ließ. Wenn ich in seine Richtung hochschaute aber sofort den Blick abwendete. Die Zeit verging, die Stimmung wurde ruhiger, die Gespräche leiser, das Essen war verzehrt. Allmählich verabschiedeten sich einer nach dem anderen. Es war ein sehr sehr schöner lustiger, fröhlicher Abend, woran man gerne mit einem Lächeln zurück denkt. Der Nachhauseweg hatte noch eine kleine Überraschung für mich, genau genommen waren es eigentlich drei. Wie gesagt mein Bekannter ist einfallsreich, erfinderisch und unschlagbar. Ins Auto setzte ich mich wieder hinter den Beifahrersitz, hatte aber nicht damit gerechnet, dass sein Kollege auch hinten einsteigen würde. Überraschung eins winkte und grüßte mich fröhlich. Zum Glück war es dunkel und keiner konnte sehen, das ich schaute wie ein erschrecktes Kaninchen wenn es die Schlange entdeckt. Die beiden unterhielten sich über ihre Arbeit und ich schaute aus dem Fenster. Auf halber Strecke fuhren wir auf eine Tankstelle und eh ich verstand, waren wir allein im Auto.
Er nahm meine Hand, küsste vorsichtig meine Fingerspitzen.
„Bitte, glaub mir, du hast mich wirklich falsch verstanden.“
„Meinst du?“
„Ja.“
Er ließ meine Hand los und ich zog sie automatisch weg.
„Nicht das ich wüsste.“
„Ich kenne deinen Ex-Freund wirklich nicht.“
„Klang irgendwie anders.“
„Ich meinte….., habe gedacht ….. hm …. nein….!“
„Und meine Schusseligkeit?“
„Das war doch nur….. Es ging nur um unser Kennenlernen im Zug.“
„Was ist jetzt damit?“
Diese Antwort blieb er mir schuldig, weil mein Bekannter wieder ins Auto stieg. Er warf mir einen prüfenden Blick im Rückspiegel zu. Warum waren Männer nie anders als immer kompliziert? Ich hatte den Eindruck ich bin dauernd zur falschen Zeit am falschen Ort und damit ist das Chaos schon vorprogrammiert und perfekt. Die beiden Männer unterhielten sich wieder und ich hing meinen Gedanken nach. Die Berührung seiner warmen weichen Hand hallte noch in mir nach, krabbelte über und in meinem Bauch. Auch der Erklärungsversuch von meinem Bekannten arbeitete in mir. Sachlich betrachtet hatte er recht, speziell betrachtet war ich genauso ratlos wie vorher. Meine Fingerspitzen kribbelten beim Nachspüren der zarten Liebkosung und sachte kletterten meine Finger über das Polster, auf direktem Wege zu seiner Hand, die ruhig auf dem Sitz lag. Ein leichtes Zucken als ich seine Hand berührte, es dauerte keinen Wimpernschlag und seine Hand lag sicher und fest auf meinen Fingern. Ganz vorsichtig sachte und zart schlossen sich seine Finger um meine Hand, drückten kurz meine Finger. Es fühlte sich so zart an, als wenn er ein Küken in der Hand hielt. Wieder traf mich ein prüfender Blick im Spiegel und diesmal deutete ich ein Nicken und Lächeln an, was mit einem Nicken beantwortet wurde. Als wir das Ortsschild passierten, sagte mein Bekannter: „Wer möchte wo aussteigen?“ „Lass uns an einer Bar raus, wir haben noch viel Redebedarf.“ Ich nickte zustimmend. An der ersten geöffneten Bar hielten wir an. Mein Bekannter kam ums Auto herum, ließ mich aussteigen, nahm mich fest in Arm und flüsterte: „Alles wird gut. Glaub mir es war einfach nur ein Missverständnis!“ Genauso leise flüsterte ich ein „Danke“ und erwiderte die Umarmung. Manchmal reicht schon ein einziger guter netter vertrauter Bekannter um die Sonne wieder zu sehen. Meine Reisebekanntschaft hielt mir galant schmunzelnd die Tür auf. Wir fanden einen ruhigen Tisch und bestellten uns Wein. Irgendwann hatten wir tatsächlich das leidige Thema geklärt, dieses Missverständnis aus der Welt geschafft. Die Umgebung verblasste immer weiter, die Luft war aufgeheizt und knisterte, unsere Hände fanden sich immer wieder. Die Blicke wurden intensiver, tauchten wie im Zug und beim Frühstück in Untiefen. Ich schwamm im Meer der Sehnsucht weit raus, tauchte tief ein, sah die Schönheit dieser Augen, fühlte seine grenzenlose Zärtlichkeit prickelnd auf meiner Haut. Spürte das aufsteigende Verlangen mich in seine Umarmung zu kuscheln. Ob er Gedanken lesen kann, fragte ich mich insgeheim, denn sein Arm legte sich sanft um mich. Ich kuschelte mich in diese Umarmung, atmete den dezenten süß-herben Duft wie beim Frühstück im Bistro. „Komm“ flüsterte er in mein Haar, „lass uns gehen.“ Ich nickte und wir verließen die Bar. Ich fühlte mich unbeschwert und endlich frei von Zweifeln. Auf der Straße zog er mich fest in seine Arme, hauchte einen Kuss in meine Wuschelmähne. Lachte leise, zog mich wieder in seinen Arm, drückte mich fest an sich. Ich schloss meine Augen, schmiegte mich in diesen besonderen Moment, in die Sehnsucht dieser Umarmung, erwiderte diese greifbare Hingabe, die Zärtlichkeit dieses Kusses und fühlte was es bedeutet, „Küssen is als wennste fliegst!“ Eigentlich ist der Ort in dem ich wohne eine Kleinstadt, aber heute hatte es das Zeug um eine Großstadt zu sein. Heute Nacht war alles möglich, heute Nacht tickten die Uhren anders, selbst die Kalender könnten heute Nacht rückwärts laufen. Ich drehte mich lachend um meine eigene Achse, breitete die Arme aus: „Ich könnte die ganze Welt umarmen.“ Er lachte: „Mir reicht es schon, wenn du mich umarmst. Komm mit mir, zu mir, ich will mit dir einen ganz einzigartigen Sonnenaufgang erleben, mitten in dieser besonderen Nacht.“ ich schaute demonstrativ in den Himmel: „Ich sehe keine Sonne, aber jede Menge Sterne.“ Ich drehte mich wieder zu ihm. Er schaute mich an, ließ mich nicht aus seinem Blick. Ich registrierte wieder diesen Blick, der auf mir ruhte, den ich nicht einordnen konnte. Mit Macht kamen die Zweifel wieder, legten sich wie Ketten an meine Beine, hinderten mich einen Schritt zu tun. Ich stand wie angewurzelt da. Mir fielen die Worte meines Bekannten ein: „Er will nur dich……“ Innerlich schüttelte ich mich, wie ein junger Hund der sich den Schreck aus dem Fell schüttelt, schaffte ich es die Ketten, die Zweifel abzuschütteln und trat einen Schritt auf ihn zu, direkt in seine himmlischen warmen zärtlichen Arme. In diesem Teil des Ortes war ich noch nicht, höchstens mal mit dem Auto durchgefahren und Nachts schon überhaupt nicht. Wir liefen Hand in Hand, die Nähe des anderen bewusst intensiv erlebend und standen alsbald vor dem Haus in dem seine Wohnung lag. Mit dem Aufzug fuhren wir zu seiner Dachwohnung, ich kuschelte mich wieder in seinen Arm, eng an sich gedrückt hielt er mich fest. Ich genoss die Wärme, die Geborgenheit, die Ruhe die er ausstrahlte, das faszinierte mich immer wieder. Die Aufzugtür öffnete sich lautlos, er nahm meine Hand und zog mich mit sich, in seine kleine feine Wohnung, die mit viel Liebe zum Detail in warmen Tönen eingerichtet war. Im Flur trat er hinter mich umarmte mich, schaute im Spiegel in meine Augen zwinkerte mir zu und raunte mit rauer Stimme, dass er dieses Lächeln so sehr vermisst hatte. Ich lehnte mich an ihn, sorglos ergeben in eine warme Welle wohlig kribbelnder spürbarer fast greifbarer Sehnsucht. „Magst du was trinken?“ Er schob mich weiter ins Wohnzimmer. Ich setzte mich in eine Couchecke und beobachtete ihn wie er am Radio nach passender Musik suchte. „Darf ich dich bitten, um diesen Tanz?“ Ich lag in seinem Arm und wir tanzten, wiegten uns eng umschlungen im Takt der Melodie. Ich atmete seinen Duft tief ein, liebevoll glitten seine Hände über meinen Rücken, zärtlich suchten seine Lippen meinen Mund, spielten an meinen Lippen, küssten so sanft, so bedachtsam, seine Berührung setzte mich in Flammen. Ich brannte, stand in hellsten heißesten Feuerschein, wollte mehr, viel mehr, einfach alles. Ich kuschelte mich ganz tief in seinen Arm. Küsste ihn zärtlich, verlangend, auffordernd. Meine Hände gingen auf Entdeckung. Meine Finger krabbelten auf seine Brust spielten mit den Knöpfen seines Hemdes. Eigentlich mag ich keine Knöpfe, sie sind einfach nur nervig. Aber just in diesem Moment fand ich sie sehr anziehend, überaus interessant. Ich spielte, kokettierte mit den Knöpfen, öffnete langsam einen nach dem anderen mit Hingabe und Genuss. „Du weißt schon, dass mich das was du da tust nicht gerade kalt lässt.“ „Ääähm, nööö“, gab ich betont ernst zurück.“ „Was soll das werden? Wo wird das enden? Du weißt das sehr genau und weißt auch sehr sehr genau was du tust und was du damit anrichtest.“ „Ich weiß nicht was du meinst?!“ „Du bist ein Biest, raubst mir den Schlaf. Ich kann grade nicht wirklich denken. Vielleicht bist du doch eher eine Zauberin. Du hast mich verhext, ich bin in deinem Bann, deinem Zauber erlegen. Meine Gedanken sind immer bei dir.“ „Du scheinst ja eine ganz schlechte Meinung von mir zu haben. Ich bin eine Leopardin vor der du dich fürchten würdest, bin ein Biest, bin eine Zauberin, verhexe dich, raube dir deinen wohl verdienten Schlaf, schalte dein Denken aus. Hm, was soll ich dazu sagen? Außer, ich bin unschuldig, bin immer lieb und artig, tue nichts böses. Wie kann ich deine Meinung ändern? Zumindest in einigen Dingen, ein paar Pluspunkte sammeln?“ „Ich wüsste da so einiges, was mir dazu auf Anhieb einfällt.“ Meine Finger trippelten sanft streichelnd über Brust und Bauch. „Hm. Was meinst du? Sag es mir.“ „Hör bitte nicht auf, mit dem was du tust.“ Ich hob mein Gesicht, spielte mit meiner Zunge an seinen Lippen. Sanft erwiderte er mein Zungenspiel, küsste mich zärtlich mit fordernder Hingabe verschmust strichen seine Finger über meine Wange weiter bis in meinen Nacken, verweilten in filigranem Streicheln am Haaransatz und wanderten den Rücken runter krabbelten bis zur Taille. Er hielt mich fest im Arm, presste sich dichter an meinen Körper. Die Musik drang schmeichelnd an mein Ohr. Wir wiegten uns noch immer im Takt der Melodie, mit jedem Ton wurde die Musik leiser …… leiser …… leiser …… ausgeblendet …… wir standen eng umschlungen im Raum. Sacht schob sich sein Bein gegen meine Beine und ansatzweise weiter dazwischen. Der leichte Stoff meines dünnen Sommerkleides verstärkte das verführerische Kribbeln auf der Haut, sanft, wie tausend trippelnde Schmetterlingsfüsschen. Meine Knie wurden weich, als seine Lippen zart meine Wange streiften, tiefer glitten und innehielten. „Du machst mich wahnsinnig heiß. Ich kann mich kaum noch zurück halten. Sag mir was du willst. Wie du es willst.“ raunte er mit vor Erregung vibrierender rauer Stimme. Dieses leichte vibrieren in der Stimme, kickte mich. Denken war gerade auch nicht meine Paradisziplin und ich hauchte kaum hörbar: „Mir geht es genauso. Ich will nicht, dass du dich zurück hältst. Verführ mich, berühre mich. Meine Sehnsucht frisst mich auf. Meine Flügel der Emotionen haben Feuer gefangen, brennen lichterloh.“ Seine Hände fanden den Weg zu meinem Dekolleté und er fingerte an den Knöpfen meines Sommerkleides bis er einen Knopf nach dem anderen öffnete. Vorsichtig berührte er meine nackte Haut, wie ein Stromschlag durchzuckte mich die seichte zweitausend Volt Berührung, wirbelte durch mich hindurch, umfing mich, umspielte mich, entlockte mir ein unterdrücktes Stöhnen, machte mich ganz schwindlig. Das waren Momente wo ich im Liegen festhalten musste. Jeder Knopf machte mich unruhiger, sehnsüchtiger. Wenn das Denken auf Sparflamme gedimmt ist, funktioniert alles im Automatic-Modus. Ich schmiegte mich eng an ihn, blendete alles andere als unwichtig aus. Hautnah spürte ich seine Wärme. Fühlte seinen Herzschlag, genau so unruhig wie meiner und doch im gleichen Takt. „Komm mit mir.“ Ich strich über seine Brust, streifte das Hemd von den Schultern, unbeachtet fiel es zu Boden. Ich schob meine Hand auf seinen Rücken, tapste an der Wirbelsäue rauf und runter. Mit den Lippen schmeckte ich den Duft seiner Haut. Langsam zog er mich fest im Arm haltend mit sich. Er legte sich aufs Bett, öffnete seinen Arm und hauchte fast tonlos: „Komm zu mir.“ Sein Blick ließ mich nicht aus, als ich vor ihm stand, meine Schuhe von den Füßen streifte, mein Kleid von den Schultern schob, es achtlos zu Boden sinken ließ. Vorsichtig beinahe schüchtern krabbelte ich in seinen Arm, kuschelte mich in diese warme himmlisch heiße Umarmung. „Ich kann es noch immer nicht wirklich glauben, dich im Arm zu halten, es ist so unbeschreiblich.“ Ich lächelte, knuffte ihn auf den Bauch, reckte mich und küsste seine Nasenspitze. „Hey!“ Er legte seine Hand auf mein Bein, strich daran entlang bis zu meinem Po. Mein Herzschlag wurde hektisch nicht nur unregelmäßig. Mein Denken überschlug sich förmlich, war es real? Ich blinzelte, es änderte sich nichts, es war eindeutig real. Ich verbrenne vor Erregung, vor leidenschaftlicher begehrlicher Sehnsucht. Ich drehte mich in seinem Arm auf den Bauch, meine Fußspitzen wippten nervös. „Hey, was ist mit dir?“ „Alles gut, ich fühle grade so viel.“ Ich schloss meine Augen, genoss diesen Moment, dieses Haut-an-Haut-Gefühl. Ich stützte mich auf meinen Arm, schaute in seine Augen, fiel in seinen Blick, schwamm im Strom des sehnsüchtigen Wollens, sah die zärtliche leidenschaftliche Lust und begehrliches Verlangen. Ich zeichnete mit den Fingerspitzen die Konturen seiner Lippen nach, strich über die Wange am Hals entlang über den Bauch und ließ meine Lippen den Spuren der Finger folgen. Legte meinen Kopf auf seine Brust und spürte dem zarten Kribbeln seiner Finger auf meinem Rücken nach. Mein Streicheln wurde intensiver, ich fühlte wie die Lust in mir explodierte, meine Lusttröpfchen überschäumend den Rand meiner Lustmuschel passierten und meine Perle benetzten. Zärtlich knabberte ich an seinem Ohrläppchen, spielte mit der Zunge an seinen Lippen und an der Zungenspitze. Seine Hand wühlte sich in meine Wuschelmähne und aus dem zärtlichen Zungenspiel wurde ein fordernder Kuss mit sehr aufforderndem intensivem Zungenspiel. Du machst mich atemlos hauchte ich und spürte seine Hand auf kürzestem Weg zu meinem Busen. Die Berührung meiner Nippel ging direkt in meinen Bauch. Er streichelte knetete massierte und mit der Zunge liebkoste er meine Nippel. Seine Lippen wanderten weiter über meinen Bauch eine prickelnd heiße Spur hinterlassend. Meine Haut brannte, leise stöhnte ich, mein Verlangen ließ kein Denken mehr zu. Wie schäumender Sekt perlte die Lust in meinen Adern. Ich fühlte seine Hände, seine Lippen überall gleichzeitig, Mein Slip bremste ihn aus. Er zögerte, sah mich fragend an. Ich drehte mich ein wenig weg von ihm, strich mit sanften Druck über seinen Slip, spürte die geballte pralle Härte seiner Pracht, wanderte mit den Fingerspitzen über den Stoff und schob meine Hand vorsichtig hinein, befreite sein prachtvolles Argument. Er zog den Slip aus, schob ihn achtlos vors Bett und ich streichelte warme weiche Haut, beugte mich vor und strich mit der Zunge darüber, schaute ihn an, umfasste mit festem Griff den Schaft und rieb ein paar mal darüber. Ein verhaltenes Stöhnen war eine ganz eindeutige Antwort, ich war auf dem richtigen Pfad. Ich drehte mich noch ein kleines Stück weiter und meine Lippen umschlossen seine Zuckerstange, ich saugte ihn tief ein, spielte mit der Zunge, leckte am Schaft bis zur Schwanzwurzel und wieder bis zum Köpfchen. Ich spürte und hörte, dass es ihm gefiel. „Warte, ich brauch ein wenig Ruhe, sonst explodiere ich .“ Ich hielt inne und kuschelte mich wieder in seinen Arm. „Du machst mich wahnsinnig, ich will mich nicht mehr zurück halten.“ Er strich wieder über meinen Bauch und seine Hand lag ruhig auf meinen Slip und ganz sachte spürte ich wie er ihn abstreifte und mein Slip die Bekanntschaft und Gesellschaft seines Slips vorm Bett erlebte. Seine Finger glitten über meinen Bauch mit nur einem bestimmten Ziel, die heißeste hoch explosive bestens behütete Stelle zu berühren. Bei dieser Vorstellung lief mir ein wohliger Schauer den Rücken rauf, ließ meine Lusttröpfchen hoch branden und erneut meine Lustmuschel fluten. Unruhig rutschte ich auf dem Laken noch dichter, öffnete mein Beine. Seine Finger glitten über meine Beininnenseite. ich stöhnte vor Erregung, berauscht, trunken nicht nur vom Wein, fieberte ich ihm entgegen. Sachte berührte er meine Perle, streichelte über meine Scham, er stöhnte vor verlangender Erregung als seine Finger den Muschelrand passierten und in mein mit flüssiger Lust gefüllten Töpfchen stießen. Leise, ein Stöhnen unterdrückend hauchte ich: „Komm zu mir, verführ mich, lieb mich, zärtlich, ungezähmt, spüre mich, fühle mich mit allen Sinnen.“ Er legte sich über mich, sein Speer glitt auf feuchter Spur über den Rand meiner Muschel. Langsam glitt er in mich , jeden mm, jede Sekunde auskostend, stieß er tief hinein. Fordernd intensiv, mit jedem Stoß, tiefer, fester, der Takt leidenschaftlicher, sein Rhythmus verlangender. Sein Stöhnen wurde lauter mischte sich mit meinem leise gehauchten: „Ich will alles …… von dir …… mit dir …… ja komm …… genau so …… jetzt …… bitte …… komm …….“ Ein kurzes innehalten, ein Lächeln kitzelte an meinem Ohr „Ja, komm, ich will sehen, wie du kommst, erleben mit dir, fühlen.“ Heftig ungezähmt, unzensiert tief und fest stieß er in meine Lustmuschel, zusammen mit seinen Lusttröpfchen tief in mir, explodierte das Feuerwerk in meinem Bauch in den schönsten heißesten buntesten Farbnuancen, rieselte durch meinen Körper, flutete jede Zelle, fing sich als Echo in unregelmäßigen Intervallen wieder in meinem Bauch. Er legte sich auf die Seite neben mich, streichelte über meinen Busen, meine Wange, ließ seine Hand auf meinem Bauch ruhig liegen. Mit geschlossenen Augen genoss ich das Nachhallen dieses berauschenden sinnlichen emotionalen Festschmaus „Ich bin überwältigt, kann es noch nicht wirklich glauben, so himmlisch. Was ist mit dir?“ „Nichts, einfach nur surreal. Ich kann es auch noch nicht greifen, diese friedvolle Schönheit, diese gefühlte Tiefe, dieser ganzen Nacht, Du bist da, ich habe diesen einzigartigen Sonnenaufgang mitten in der Nacht mit dir erlebt und ich bin gefangen in dir. Erzähl mir, deck mich zu mit deiner Liebe, halt mich ganz fest, bis ich einschlafen bin.“ „Ja, leg dich dicht an meine Seite, lass dich fallen, erlebe mit mir noch viele solche Augenblicke. Ich wünsche mir für diesen magischen Moment ein Stück Unendlichkeit.“ Das Sandmännchen entführte uns beide in seine Traumlandschaft. Erholt wachten wir fast gleichzeitig auf. Naja, er hat mich ganz lieb wach geküsst,wie Dornröschen fiel mir wieder ein und ich schmunzelte. Nach ein paar kuscheligen zärtlichen Küssen und noch mehr kuscheligen Streicheleinheiten sind wir aufgestanden. Auf dem Balkon tranken wir leckeren Milchkaffee, frisch von ihm zubereitet und serviert. Ich drehte mich zu ihm, sah in sehnsuchtsvolle Augen, sah ein zärtliches Versprechen. Er nahm mich sanft in seine Arme, seine Berührung brachte meinen Herzschlag ins stolpern, leise flüsterte er liebevoll lächelnd in mein Haar: „Es fängt erst jetzt alles an. Schön, dass es dich gibt und du hier bei mir bist …… “ „Ich fühle mich wie Cinderalla, die nicht nur ihren Schuh wieder gefunden hat …… „ hauchte ich zwischen zwei zärtlichen Küssen.
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